Auftakt für den zweiten Anlauf / Runder Tisch nimmt Arbeit auf.
Auftakt für den zweiten Anlauf
Bürgerinformationsveranstaltung zum Projekt eines Vier-Sterne-Plus-Hotels in Bad Krozingen / Runder Tisch nimmt Arbeit auf.
BAD KROZINGEN. Zweiter Anlauf für ein Nobel-Hotel in Bad Krozingen: Nachdem die Pläne für ein Haus der gehobenen Kategorie im Kurpark am Widerstand der Bürger gescheitert sind, haben Stadt sowie Kur und Bäder GmbH das Thema nun behutsam wieder auf die Agenda gebracht. Diesmal sollen in einem transparenten Prozess unter Beteiligung möglichst vieler Akteure die Pläne entwickelt werden. Zum Auftakt gab es dazu einen Bürgerinformationsabend am Montag im Kurhaus.
Bürgermeister Volker Kieber informierte die rund 150 bis 200 Bürger, die zu dem Informationsabend gekommen waren, über insgesamt drei Pläne für Hotelprojekte in Bad Krozingen, die aber allesamt noch komplett in den Kinderschuhen stecken und deren Realisierung derzeit völlig offen ist. Zentral ging es an diesem Abend um die Überlegungen für ein Vier-Sterne- beziehungsweise Vier-Sterne-Plus-Hotel zwischen Vita Classica und Kurpark auf dem Gelände der heutigen Tourist-Info und eines benachbarten Grünflächen-Grundstücks. Stadt und Kurverwaltung haben Zugriff auf diese Flächen; hier könnte ein Hotel mit 70 bis 100 Zimmern entstehen.
Weiterhin stehen auch noch die Pläne des Investors Vladimir Papazov im Raum, in Nachbarschaft zur Rheintalklinik an der Thürachstraße ein Luxus-Hotel zu erstellen. Die Rede war einmal von einem 150-Betten-Haus. Allerdings haben sich in diesem Umfeld, wie Kieber berichtete, die Vorzeichen geändert. Die Rheintalklinik, die ursprünglich als Partner in diesem Projekt anvisiert war, gehört inzwischen einem chinesischen Medizin-Konzern. Und der, so Kieber, habe weniger Interesse an einem Hotel als vermutlich vielmehr an Räumlichkeiten für die Fortbildung chinesischer Ärzte, die an der Rheintalklinik fit für die Rehamedizin gemacht werden sollen.
Nichtsdestotrotz, erklärte der Bürgermeister weiter, würde der Gemeinderat mit einer Bebauungsplanänderung den Weg für einen Hotelbau frei machen. Voraussetzung wäre die – bis jetzt noch nicht erfolgte – Zustimmung des Investors zu einem städtebaulichen Vertrag, mit dem unter anderem Beeinträchtigungen für die gegenüberliegende Vita Classica ausgeschlossen werden sollen.
Schließlich gibt es schon seit einiger Zeit Überlegungen für ein exklusives Patientenhotel direkt am Herzzentrum. Als Gäste denkt man dort offenbar vor allem an gut betuchte Patienten mit ihren Familien aus dem arabischen Raum oder aus Russland. Ein solches Haus mit rund 40 Betten, das im Masterplan für die generelle Weiterentwicklung des Universitären Herzzentrums Freiburg-Bad Krozingen (UHZ) enthalten ist, wäre aber definitiv nur für eine sehr spezielle Zielgruppe interessant und auf keinen Fall für einen allgemeinen touristischen Betrieb.
Für alle drei Pläne sind bislang weder konkrete Investoren und/oder Betreiber bekannt. An dem Hotelprojekt am Kurpark habe aber eine Projektentwicklungsgesellschaft bereits Interesse signalisiert, erklärte Kieber.
Braucht Bad Krozingen ein Vier-Sterne-Plus-Hotel?
Für Kurdirektor Rolf Rubsamen ist klar: Im gehobenen Segment klafft eine Lücke im Bad Krozinger Hotel-Angebot. Rubsamen lobte die bestehenden Beherbergungsbetriebe für ihre Arbeit und ihr Engagement, dennoch könne damit etwa die Nachfrage von Tagungs- und Seminargästen nicht ausreichend abgedeckt werden. Als Beispiel nannte der Kur- und Bäder-Chef unter anderem große Unternehmen, die im Kurhaus Tagungen abhalten, für die Unterkunft aber in Bad Krozingen nicht fündig würden. Ein Hotel der angedachten Kategorie würde unter anderem eine fast permanent besetzte Rezeption, einen gehobenen Bar- und Restaurantbetrieb mit ausgedehnten Öffnungszeiten sowie durchgängig hochwertige Ausstattung anbieten. Für Häuser, die als Familienbetrieb geführt werden, sei es nur schwer möglich, eine solche Infrastruktur anbieten zu können, so Rubsamen.
Der Kurdirektor verwies auf Gutachten von 2002 und 2005, die einen entsprechenden Bedarf nachgewiesen hätten; in diesem Jahr werde man erneut ein Gutachten zur Bedarfsermittlung in Auftrag geben. Bürgermeister Kieber mahnte: "Wir müssen uns breiter aufstellen." Derzeit kommt immer noch der Löwenanteil der rund 620 000 Übernachtungen pro Jahr von Gästen, die im Rahmen einer Reha-Behandlung in Bad Krozingen weilen. Dies wird aber aufgrund immer enger gesteckter Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik ein immer schwierigeres Geschäft. "Umso wichtiger ist es, dass wir unser touristisches Standbein ausbauen", erklärte der Bürgermeister.
Wie waren die ersten Reaktionen der Bürger?
In der offenen Aussprache am Montagabend gab es sowohl Wortmeldungen, die den Überlegungen zu einem Vier-Sterne-Plus-Hotel sehr positiv gegenüberstanden und mahnten, nicht wieder eine gute Chance verstreichen zu lassen, als auch Stimmen, die Probleme bei dem Standort ausmachen. Eine Bürgerin, die seit anderthalb Jahren in Bad Krozingen wohnt, erklärte, sie habe auf dem anvisierten Gelände an der Touristinfo 40 bis 50 Bäume gezählt, "etliche davon schon sehr alt".
Ein weiterer Bürger gab seiner Befürchtung vor einem "Beton-Riegel" Ausdruck, der auch den Zugang zum Kurpark beeinträchtigen könnte. Bürgermeister Kieber verwies darauf, dass damit schon auf Gestaltungsdetails eingegangen würde, für die es noch "viele Schritte zu früh ist". Eine Angestellte des benachbarten Eden-Hotels sorgte sich um Beeinträchtigungen auf das Geschäft ihres Arbeitgebers und damit auch um ihren Arbeitsplatz. Nicht nur die Baustelle, sondern danach auch die optische Beeinträchtigung durch einen Neubau in unmittelbarer Nähe könnte zu einem Handicap für das Eden-Hotel werden, fürchtete sie. Stadtrat Ulf Ortner fragte, ob es nicht denkbar wäre, einen bestehenden Hotel-Betrieb im Ort so aufzuwerten und auszubauen, dass er den beschriebenen Kriterien Genüge tun würde.
Mehrere Wortmeldungen bestätigten aber auch ausdrücklich den vom Kurdirektor und Bürgermeister formulierten Bedarf für ein solches Haus. Diese Gäste sollte man nicht einfach so in die Umgebung, zum Beispiel nach Freiburg, ziehen lassen, hieß es. Ein Bürger bekundete seine grundsätzliche Zustimmung zu den Plänen am vorgestellten Standort, mahnte aber im Sinne einer transparenten Diskussion an, auch über mögliche Alternativen nachzudenken.
Ute Kinn von der Gesellschaft für intelligente Projektsteuerung (Grips) aus Ettlingen, die den Abend moderierte und das weitere Verfahren begleiten wird, versprach, alle Fragen und Anregungen in den weiteren Prozess einzuspeisen.
Was sind die nächsten Schritte?
Wie Ute Kinn erläuterte, wird nach dieser ersten Informationsveranstaltung nun ein runder Tisch die Arbeit aufnehmen, an den sich insgesamt rund 20 Vertreter des Gemeinderates, der Stadtverwaltung, des Verkehrsvereins, des Gewerbeverbandes, der ehemaligen Bürgerinitiative "Kein Hotel im Kurpark", des Umweltschutzes, des Herzzentrums sowie eventuell der Investor Vladimir Papazov setzen werden. Dort sollen alle Überlegungen, Pläne und Fragen abgearbeitet werden. Erstmals tagt der Runde Tisch am 2. August, drei weitere Treffen sollen folgen. Ziel ist es, eine Empfehlung an den Gemeinderat auszuarbeiten, die vorher auch noch mal in einer Informationsveranstaltung den Bürgern vorgestellt werden soll. Das letzte Wort, zum Beispiel bei der etwaigen Abänderung oder Aufstellung von Bebauungsplänen, hat der Gemeinderat.Quelle: http://www.badische-zeitung.de/bad-krozingen/auftakt-fuer-den-zweiten-anlauf